Die Erwartungen an künstliche Intelligenz sind hoch, auch im Bereich der historischen Dokumente. Systeme wie ChatGPT und Transkribus versprechen, alte Handschriften automatisch in heutige Schrift zu übertragen und damit Archive, Familienforschung und wissenschaftliche Projekte zu erleichtern. Ein aktueller Vergleichstest mit einem originalen Goethe-Brief zeigt jedoch: Während die KI bei Tempo punktet, bleibt die inhaltliche Genauigkeit weiterhin klar beim Menschen.
Für den Test wurden drei Transkriptionsformen miteinander verglichen:
- ChatGPT
- Transkribus
- eine erfahrene Übersetzerin für altdeutsche Schriften
Die Ergebnisse der KI-Systeme fielen sehr unterschiedlich aus. ChatGPT lieferte zwar schnell eine vollständige Textversion, wich jedoch inhaltlich stark vom Original ab. Es ergänzte Wörter frei, interpretierte Satzstrukturen falsch und setzte Passagen hinzu, die im historischen Dokument nicht vorkamen. Dieses Verhalten ist typisch für generative Modelle, sobald Unsicherheiten auftreten.
Transkribus zeigte sich näher am Original, lieferte jedoch ebenfalls einige Lesefehler. Besonders einzelne Buchstabenvarianten wurden falsch erkannt. Wörter wurden vertauscht oder sinnverändert wiedergegeben. Die Fehlerquote steigt deutlich, sobald das Schriftbild deutlich schlechter wird oder das Dokument leichte Beschädigungen aufweist.
Im Vergleich dazu war die manuelle Transkription der erfahrenen Übersetzerin vollständig korrekt. Sie berücksichtigt historische Orthografie, Kontext, sprachliche Eigenheiten und Schriftvarianten – Faktoren, die KI aktuell noch nicht zuverlässig erkennt. Gerade bei Dokumenten aus dem 18. und 19. Jahrhundert ist dieses Wissen entscheidend, um Sinnfehler und falsche Schlussfolgerungen zu vermeiden.
Das ‚Übersetzungsbüro Altdeutsch‚ betont daher, dass künstliche Intelligenz ein wertvolles Werkzeug ist und intern bereits in administrativen Abläufen eingesetzt wird. Für die Transkription historischer Texte wird KI jedoch bewusst nicht verwendet, da die aktuellen Tests deutlich zeigen, dass die maschinellen Ergebnisse nicht die erforderliche Genauigkeit erreichen.
Im Sinne von Wissenschaftlichkeit, Familienforschung und Kulturerhalt ist die fachkundige menschliche Transkription unverzichtbar. Dies gilt umso mehr für schlecht lesbare Handschriften, bei denen KI-Fehler zunehmen und bis hin zu komplett Sinn-entstellenden Ergebnissen führen können.
Der hier verwendete Goethe-Brief aus dem Jahr 1802 bestätigt diese Schlussfolgerung eindrücklich: Geschwindigkeit ist wichtig, aber Genauigkeit ist essenziell. Diese liefert heute eindeutig der Mensch.
